Vorwort: Dieses Jahr haben wir die Tour nachgeholt, die wir schon 2019 machen wollten: den zweiten Teil des Oder-Neiße-Radweges von Zittau nach Frankfurt/Oder.
Seinerzeit hatten wir uns für den nördlichen Teil von FF/O nach Ückermünde entschieden. Entlang der Neiße und später der Oder ging es von Zittau, über Görlitz, Klein Priebus, Bad Muskau, Forst, Guben, Eisenhüttenstadt nach Frankfurt/Oder.
Krankheitsbedingt waren wir leider wieder nur zu viert, dieselben Verdächtigen wie letztes Jahr. Vielleicht sind nächstes Jahr Hadi und Reinhard wieder dabei, und wir machen aus einem Quartett ein Sextett, oder unser neues Mitglied Harald ergänzt uns zu einem Septett?
1. Tag (08.07. Berlin -> Zittau) Hans, Norbert und Thomas trafen sich pünktlich um 07:30 Uhr auf dem S-Bahnhof Wittenau. Peter stieß am Bahnhof Friedrichstraße dazu. Von dort ging es weiter mit dem Regio nach Cottbus. Die Fahrt dauerte 2 Stunden.
In Cottbus hieß es umsteigen in den RB 65. Wir hatten Glück, dass wir mit unseren Fahrrädern mitkamen, da sehr viele Wochenendausflügler unterwegs waren. Nach weiteren 2 Stunden kamen wir ohne erwähnenswerte Zwischenfälle um 12:05 in Zittau an. Rasch fanden wir unsere bereits gebuchte Pension, das Bloo Tomato. (Dz: 69 € incl. Frühstück)
Nach dem „Absatteln“ und dem Duschen ging es schon wieder mit den Rädern zum Bahnhof. Dort kauften wir uns Fahrkarten (18 € p.P.) für die Schmalspurbahn ins Zittauer Gebirge nach Oybin, um uns auf dem mächtigen Felsmassiv, dem Berg Oybin, die Ruinen einer alten Burg und eines Klosters anzusehen.
Nach einer 45minütigen Fahrt mit der Diesellok in museumsreifen Waggons kamen wir bei bestem Sonnenscheinwetter in Oybin an. Durstig gingen wir auf die erstbeste Kneipe zu. Da wir sehr unfreundlich begrüßt wurden, standen wir wieder auf und gingen zur nächsten Lokalität. Dort war die Bedienung zwar nett, aber wir ärgerten uns dennoch über die horrenden Preise (Apfelschorle: 6€). Dann machten wir uns auf den Weg zum Aufstieg zur Burgruine. Es waren mindestens gefühlte 500 Stufen. Oben angekommen wurden wir positiv überrascht: an diesem Wochenende fand ein mittelalterliches Ritterfest mit vielen Ständen statt. Nach einem ausgiebigen Überblick haben wir uns ein schönes, kühles, tschechisches Bier gegönnt.
Den „Abstieg“ machten wir getrennt voneinander. Die faulen Peter und Hans nahmen den kurzen Treppenweg (fanden aber dabei die Ritterschlucht), Thomas und Norbert wählten die sportliche längere Variante und kamen nur 3 Minuten später am Bahnhof an.
Die Rückfahrt machten wir diesmal mit einer Dampflok. Mitfahrer haben uns zum Essen die Restaurants Alter Sack und das KultUhr empfohlen.
Mit den Rädern ging es vom Bahnhof sofort zum Alten Sack (voll besetzt) und weiter zur KultUhr: Essen sehr gut, 2x Schnitzel, 2x Spieß, viele Erdinger Urweizen, sehr hübsche, nette Bedienung. Um 19:30 Uhr ging es zurück zur blauen Tomate.
Den Abend haben wir gemütlich auf der Gartenterrasse bei Kerzenschein und Bier (noch kurz vor Ladenschluss bei Aldi gekauft) sowie Julischka beendet. Zapfenstreich war um 22:30 Uhr.

2. Tag (09.07. Zittau -> Görlitz 46km)
Ausgeschlafen nahmen wir um 8 Uhr das Frühstück zu uns. Es sollte wieder ein sonnenreicher, heißer Tag werden.
Um 09:15 Uhr machten wir uns auf den Weg. Es dauerte ein wenig, bis wir unseren Radweg fanden. Es war eine sehr schöne, kurvenreiche Strecke, direkt neben der Neiße entlang der polnischen Grenze. Am imposanten Kloster Marienthal machten wir unsere erste längere Pause. Eine Lokalität suchten wir vergebens. Im Andenkenladen konnten wir nur 2 kalte Flaschen Wasser kaufen. Nach kurzem Toilettenbesuch ging es dann weiter zum Berzdorfer See (früher Braunkohleabbau). Nach kurzer Irrfahrt fanden wir eine tolle Badestelle. Pärchenweise gingen wir ins kühle Nass, das tat uns richtig gut. Auffällig war, dass die Badegäste überwiegend aus Polen und Tschechien kamen, das sah man an den Nummernschildern der Fahrzeuge.Am Ende des Sees haben wir noch wegen Unterhopfung einen Bierstopp eingelegt.
Nun war es auch nicht mehr weit nach Görlitz. Bevor wir aber unsere Unterkunft, das direkt an der Neiße liegende Picobello (Dz: 63€, + 10€ Frühstück p.P.) erreichten, mussten wir erst einmal eine lange Steigung überwinden.
Nach dem Duschen ging es dann schon wieder zu Fuß ins Zentrum. Wir fanden dort einen kleinen, schönen Biergarten, wo wir mit alkoholfreien Weizenbier, Rostbratwurst und altem Graubrot die Zeit bis zu unserer von Peter schon im Vorfeld um 17 Uhr gebuchten Stadtführung totgeschlagen haben.
Die Stadtführung dauerte 2 Stunden. Der für uns zuständige Guide war sehr kompetent, und seinen Vortrag würzte er gekonnt mit einem humoristischen Unterton.
Das alte Zentrum von Görlitz ist in einem hervorragenden Zustand, da es im 2.Weltkrieg nicht zerstört wurde, denn damals war Görlitz keine Grenzstadt und auch nicht kriegswichtig. Die Mieten im Zentrum sind sehr preiswert (5-6 €/qm), jedoch verbunden mit der Verpflichtung zur Erhaltung des antiken Zustandes. Wer Görlitz besucht, sollte eine solche Führung in jedem Fall mitmachen, das ist sehr zu empfehlen. Nach der Führung ging es über die Neiße–Fussgängerbrücke zum polnischen Teil von Görlitz (Zgorzelec) zum Essen. Es gab Kalbsschnitzel, 0,5l Bier, 0,3l Bier und Kaffee für insgesamt 24 €. Auf dem Rückweg zu unserer Unterkunft, noch auf polnischer Seite, schlabberten wir 3 Kugeln Eis. Den Rest des Abend haben auf der Terrasse vom Picobello mit einem Bier und einigen Zitronenschnäpsen (in Polen gekauft) ausklingen lassen.
3. Tag (10.07. Görlitz – Klein Priebus 50km)
Nach einem Super-Buffet-Frühstück ging es bei Nieselregen um 9:45 Uhr los.
Schon nach 1km mussten wir uns, da der Regen stärker wurde – zum Glück nur für kurze Zeit – unterstellen. Um 12:30 Uhr kamen wir nach gut 25 km in Rothenburg (Oberlausitz) pünktlich zur Mittagszeit an. Bei einem tollen Metzger nahmen wir frischgemachte Hackepeterbrötchen bzw. Linsensuppe zu uns, die wir mit einem Schluck Bier herunterspülten. Zum Nachtisch gab es einen Kaffee mit einem Stück Kuchen beim schräg gegenüberliegenden Bäcker. Ein kurzer heftiger Regenguss verschob unsere Weiterfahrt um ca. 20 Minuten.
Gestärkt fuhren wir auf sehr guten asphaltierten Wegen mit Blick auf die Neiße-Schleife weiter. Um 15:30 Uhr erreichten wir unser Ziel in Klein Priebus. Als Belohnung tranken wir erst einmal jeder 2 Bier im Gasthof Neiße-Treff. Obwohl der Gasthof geschlossen war, hat uns die Wirtin Essen zubereitet: Soljanka, Bouletten, Kartoffel- und Gurkensalat: lecker!
Um 20 Uhr gingen wir zu unserer 200m entfernten Unterkunft (DZ:55€ + Frühstück 8,50€ p.P.).
Auf dem Weg dahin trafen wir einen Imker, der uns einen Grundkurs in Bienenkunde gab. Für unseren Bienenexperten Hans war dies jedoch nichts Neues. Auf unserer Terrasse haben wir dann noch bis in die Puppen gesessen.
4. Tag (11.07. Klein Priebus -> Forst/Sacro 61km)
Das Frühstück nahmen wir im Gasthof zu uns, es war ok. Unser Imker vom Vorabend hat uns noch Honiggläser verkauft. Um 9 Uhr fuhren wir los. Bei schönstem Wetter kamen wir ohne Pause nach ca. 25 km in Bad Muskau an. Dort machten wir noch einen Abstecher in den sehr schön angelegten Fürst-Pückler-Park. Bevor wir weiterfuhren, gab es noch Kaffee und Kuchen bei der Konditorei Dreißig. Die Sonne knallte, und der Durst wurde immer größer, aber auf dem Weg nach Sacro gab es weder Geschäfte noch Lokale.
Erst in Forst wurden wir fündig. Das kalte alkoholfreie Weizenbier rettete uns vor Dehydrierung. Eine halbe Stunde später hatten wir unser Ziel, ein schönes, großes Gasthaus ( DZ: 58€ + Frühstück 9,90€ p.P.) erreicht.
Zuerst Bier, dann Duschen. Um 17:30 Uhr gab es im Biergarten Essen. Vorspeise: Würzfleisch, Hauptgericht: Schnitzel mit Schmorgurken und Hühnersuppe. Um 21:30 Uhr ging es ins Bett.
5. Tag (12.07. Sacro -> Steinsdorf 62km)
Wecken war um 7 Uhr. Es gab sehr gutes Frühstück nach unseren Wünschen. Um 9:30 Uhr fuhren wir ab. Es sah zwar nach Regen aus, aber wider Erwarten regnete es den ganzen Tag doch nicht. Es war schwül bei 28 Grad.

Überwiegend auf dem Deich entlang führte uns der gute Untergrund nach 25km schnell nach Guben. In Guben haben wir Thomas für kurze Zeit verloren. Bei REWE gab es ein freudiges Wiedersehen. Es wurde für ein Picknick eingekauft: Gurken, Rotwein, Selters, Bier, Käse und Wurst. Dann ging es ab nach Bresinchen zum Baggersee. Auf einem Campingplatz fanden wir eine schöne Badestelle. Wir gingen wieder pärchenweise, so wie uns der liebe Gott geschaffen hat, in den sauberen See. Danach haben wir hervorragend gepicknickt. Abgekühlt und gestärkt fuhren wir weiter. Nach nur 7 km haben wir, ein wenig abseits unseres Radweges, mit einer noch anstrengenden Steigung unser Ziel in Steinsdorf und die Pension Liem erreicht (DZ: 96€ incl. Frühstück).
Die Pension stellte sich als ein Gasthaus heraus, das jedoch – wie sollte es anders sein – Ruhetag hatte. Die Wirtin empfing uns sehr nett und servierte uns sogleich eiskalte Radler. Es war ein großes Anwesen mit mehreren Häusern. Wir wurden in einem relativ neuem Haus untergebracht, in sehr schönen Zimmern. Trotz Ruhetag hat uns die Wirtin Essen zubereitet. Es gab Schnitzel mit Kartoffelsalat, Gurkensalat, kalte Kasselerscheiben und Brot. Bis zum Dunkelwerden saßen wir bei Radler und Bier lustig zusammen. Zapfenstreich war 22 Uhr.
6. Tag (13.07. Steinsdorf – Frankfurt/Oder 63km)
Wecken: 7 Uhr, Frühstück 8 Uhr, Abfahrt: 9:15Uhr. Erst einmal fuhren wir zurück zum Radweg. Es ging weiter ausschließlich auf bzw. neben dem Deich. Nach ca. 12 km kamen wir in dem kleinen Ort Ratzdorf an, dort wo die Neiße in die Oder mündet. Nach weiteren 11km erreichten wir Eisenhüttenstadt. Es gab keine Möglichkeit irgendwo einzukehren: also weiterfahren in Richtung FF/O. Nach weiteren 12km (Aurich) – oh, welch ein Wunder – eine Raststation mit kleinem Biergarten und Ladestationen für E-Bikes. Thomas und Peter: Crèpe mit Vanilleeis, Hans und Norbert: Knacker. Heruntergespült mit Radler bzw. Neuzeller Abt. Nach ausgiebiger Pause ging es bei frischem Gegenwind weiter. In FF/O angekommen, kam eine spektakuläre lange Abfahrt, der eine heftige Steigung zum Frankfurter Hauptbahnhof folgte: – geschafft ! Nach Kauf der Tickets ab zum Gleis 9, wo ein fast neuer ODEG-Zug bereits auf uns wartete. Kaum waren wir mit unseren Rädern im Zug, fuhr er schon los. Nach knapp einstündiger Fahrt kamen wir am Bahnhof Friedrichstraße an. Hier haben wir Peter nach Teltow entlassen. Thomas, Hans und Norbert fuhren weiter mit der S1 nach Hause. Ohne Pannen und bei fast ausschließlich gutem Wetter endete unsere Radtour 2023 wieder einmal sehr erfolgreich.
Bis zum nächsten Jahr!!!
Autor: Norbert